G7-Gipfel

Das Schloss und sein Bauherr

Die Geschichte von Schloss Elmau

Schloss Elmau in Oberbayern ist Tagungsort für das G7-Treffen der Staats- und Regierungschefs. Erbaut hat es der Religionsphilosoph und Schriftsteller Johannes Müller von 1914 bis 1916. Der imposante Gebäudekomplex diente als kultureller und theologischer Treffpunkt seiner Anhänger.

Die Bezeichnung "Schloss" rührt nicht von monarchischen oder adligen Besitzverhältnissen her, sondern ist der herrschaftlich anmutenden Größe und architektonischen Gestaltung des Gebäudekomplexes geschuldet. Johannes Müller (1864-1949) nutzte das Gebäude als Versammlungs- und Begegnungsstätte für seine Leser, Seminarteilnehmer und Anhänger.

Kultureller und theologischer Treffpunkt

Nach seinem Theologiestudium in Leipzig und Erlangen trat Müller dem "Evangelisch-lutherischen Centralverein zur Mission unter Israel" bei. Unter dem Begriff "Judenmission" war der Verein bemüht, Juden zum christlichen Glauben zu bekehren. Müller verließ den Centralverein 1892 wieder, da er sich dort mit seinen Auffassungen nicht durchsetzen konnte. Er begann, öffentliche Vorträge zu seinen religiösen und weltanschaulichen Thesen zu halten.

In der Folge wurde Schloss Elmau zu einem beliebten Treffpunkt für Anhänger Müllers. Konzerte, Lesungen und Tanz im Saal bestimmten das Leben auf dem Schloss.

Müller galt als ein egozentrischer Eiferer, dessen Ansichten, Äußerungen und Urteile zu weltanschaulichen Fragen gelegentlich wechselten. Er verschmolz in seiner Lehre christliche Elemente mit völkischen und lebensreformerischen Versatzstücken. Zeitweise war er auch Fürsprecher und Anhänger nationalsozialistischer Gedanken und verehrte Hitler.

Elmau in der Zeit des Nationalsozialismus

Johannes Müllers Verhältnis zum NS-Regime war ambivalent. Einerseits sprach er sich gegen den Antisemitismus aus - was dazu führte, dass die Nazis seine Schriften verboten. Andererseits sah er in Hitler den "von Gott gesandten Führer" und bekannte sich mit Nachdruck zur "Wiedergeburt des deutschen Volkes". Müller sympathisierte mit den "Deutschen Christen", die ihn als einen ihrer Denker und Lehrer zitierten.

Um offenbar einer Beschlagnahme durch die SS zuvorzukommen, verpachtete Müller Schloss Elmau 1941 als Fronterholungsheim an die Wehrmacht. 1945 wurde Johannes Müller in einem Entnazifizierungsverfahren als Hauptschuldiger verurteilt. Der Grund: seine "Verherrlichung von Hitler in Wort und Schrift" sowie die breite Wirkung seiner Ansichten.

Bei Kriegsende beschlagnahmte die US-Armee Schloss Elmau und nutzte es kurze Zeit als Lazarett. Anschließend stand Elmau unter der Verwaltung der bayerischen Regierung und diente unter anderem als Erholungsheim für Tuberkulosepatienten.

1951 pachteten es zwei Kinder Müllers und richteten dort ein Hotel ein. Nach erfolgreichem Abschluss eines Revisionsverfahrens gegen das Urteil der Entnazifizierungsspruchkammer zugunsten von Johannes Müller wurden seine Kinder Bernhard und Sieglinde 1961 Eigentümer von Elmau.

Hotel und kulturelle Begegnungsstätte

Nach einem Großbrand 2005 baute Dietmar Müller-Elmau, ein Enkel von Johannes Müller, Schloss Elmau wieder auf und erweiterte es zu einem "Spa & Cultural Hideaway".

Seit Ende der 50er Jahre zählen zahlreiche Prominente des öffentlichen Lebens zu den Gästen auf Schloss Elmau: Yehudi Menuhin, Benjamin Britten, Herman Prey, Friedrich Gulda, Gidon Kremer, Thomas Quasthoff, Johannes Rau und Vicco von Bülow.

Das Schloss lädt regelmäßig zu kulturellen Veranstaltungen auf internationalem Niveau ein. Zudem finden dort Vorträge zu aktuellen Fragen der Philosophie, der Zeitgeschichte und der Globalisierung statt.

Stand: November 2014